Die große Verschwörung


2. Teil:   Die Magische Akademie



Inhalt :

Die Magische Akademie

Gnosis

Fazit

Elfenbein

Phil's Frauen




- sämtliche Rechte: Verlag der anderen Seite / station23 -







Die Magische Akademie


Daß Wahrstadt eine „Akademie der Magischen Künste“ besaß, war allgemein unbekannt.
Zentralmagnet des Örtchens war vielmehr die Universität, die Alma Mater, welche den Wissensdurst tausender meist langhaariger Studenten stillte, mit Trockenfutter gehobener Qualität. Der dadurch erhöhte Anteil unkontrollierter und unberechenbarer kritischer Intellektueller in der Bevölkerung verursachte natürlich einen dreifach höheren Anteil an Aufpassern, Ermittlern, Spitzeln und Agents provocateurs etc. der verschiedenen staatlichen Dienste und Behörden und selbstverständlich auch der Polizei. So hatte sich im Laufe der Jahre vor allem auf dem Campus und in den angrenzenden Vierteln ein ausgewogenes System permanenter studentischer Demonstrationen, Aktionen und Blockaden versus entsprechender obrigkeitlicher Kontrolle, Schikanen und Eskapaden entwickelt, das beiden Seiten eine Existenzberechtigung zu geben schien. Die Palette dieser ohne Unterlaß gepflegten innigen Beziehung reichte von harmlosen Umzügen über die gefürchteten Brüll-und-Pfeif-Happenings bis hin zu den allseits beliebten Pflastersteine-und-Molotow-Cocktails-gegen-Wasserwerfer-und-Tränengas-Schlachten, die sich im einzelnen über viele Tage hinziehen konnten (den Rekord hielt ein Brüll-und-Pfeif-Happening mit achteinhalb Wochen), und während derer manchmal die halbe Stadt lahmgelegt und leergefegt war und kein Bewohner vom Uni-Viertel unten am Nahl bis hinauf in die Oberstadt es wagte, einen Fuß vor seine Tür zu setzen. Der Campus war allemal rechts- und zollfreier Bezirk.
Die Magische Akademie hingegen lag im verhältnismäßig ruhigen Südviertel. Sie war in einer romantischen Gründerzeit-Villa untergebracht, die aus mehreren Trakten mit Seitenflügeln bestand, an der Nord- und Westseite ganz mit Efeu überwachsen, und inmitten eines idyllischen, alten Gartens eingebettet, in dessen hinterem Teil ein kleiner klassizistischer Pavillon stand.
Hier fanden die meisten Vorlesungen, Kurse und Seminare statt, die alle mehr oder weniger familiären Charakter hatten, da auf ein halbes Dutzend Dozenten nur etwa ein gutes Dutzend Scholaren kamen.
Chef des Hauses war Professor Bohne, ein gutmütiger und fröhlicher Mensch, Dekan der Mystik und der Meditation und eine internationale Kapazität auf dem Gebiet der Rührtechniken chinesischer Kaligraphiefarben. Leider nur ein abstrakter Theoretiker, der Byrd bald langweilte.
Etwas spannender war da schon der Extra-Ordinarius und Alt- und Defacto-Chef Professor Silberfink, Fachbereich Geschichte der Magie und Vergleichende Magie, mit seinen Einführungen in die Phänomenologie der Magie. Er eröffnete seine Vorlesungen immer mit der selben Litanei:
„Ohne eine fundierte Ausbildung in der Allgemeinen Geschichte der Magie können Sie gleich wieder nachhause gehen, meine Damen und Herren. Wir sollten so viele Sekten, Kirchen und sonstige Schulen, Gruppen und Grüppchen kennen wie nur möglich, am besten alle, und sei unser Wissen fürs erste noch so spärlich. Aber Name, Ort, Zeit, die Hauptsymbole, etwas Anthropologie, Dämonologie, Kosmologie und Eschatologie reichen zur Identifikation und zum ersten Verständnis völlig aus.“
Trotz seines staubtrockenen Vortrags lehrte der alte Professor immerhin recht anschaulich, wenngleich er auch nicht besonders weit unter die Oberfläche seines Gegenstandes vordrang. Aber er hatte ein Fable für Ausgefallenes und Kurioses, und es gab bei ihm gelegentlich etwas zum Staunen oder zum Lachen.
Sehr interessant waren auch die Seminare von Professor Hudlorp, dem Gastprofessor für Magische Philosophie, eine Koryphäe und wandelnde Enzyklopädie. Er war einnehmend freundlich, gesellig und sehr gesprächig und hatte zu allem eine hintergründig-witzige Bemerkung parat, obwohl Byrd bei ihm immer das Gefühl hatte, er würde das Wichtigste verschweigen.
Des weiteren war da der Privat-Dozent Dr. habil. rer. nat. Pfeife, Nihilist erster Güte, der Hermeneutik und Systematik lehrte und dabei gnadenlos alle geistigen Disziplinen der totalen Nutzlosigkeit und sämtliche deren Vertreter der schamlosesten Scharlatanerie überführte, ein rasender Roland des reinen Rationalismus, der besonders noch durch seinen völlig unakademischen Habitus auffiel: jeder, der ihm auf der Straße begegnete, hätte ihn für einen Polier gehalten. Er war vom Lehrpersonal wie von der Verwaltung gleichermaßen gefürchtet, bei vielen Scholaren aber sehr beliebt, da er seine Seminare im Gasthof „Stern“ in der Oberstadt abzuhalten pflegte; es war jedesmal äußerst lustig und endete meist in einem allgemeinen Besäufnis.
Mehr als nur geachtet war dagegen Professor Schraat, Fachbereich Mündliche Überlieferungen, ein sanfter, gutmütiger älterer Herr, der viel herzliche Wärme ausstrahlte, und dem alle gebannt lauschten, wenn er alte Mythen und Gesänge vortrug, auswendig selbstverständlich. Man munkelte, er sei in Kahuna eingeweiht; aber der Professor blieb immer freundlich und - leider auch nur sehr bedeckt.
Ja, man bemühte sich mit manischer Zwanghaftigkeit um die sogenannte wissenschaftliche Objektivität. „Gerade in einer Disziplin wie der unseren wird Empirie ganz groß geschrieben“, predigte Professor Silberfink mit mahnendem Blick und erhobenem Zeigefinger vom Katheder herab. Was bei dieser „sachlichen Distanz“ übrigblieb, war also eine rein literarische Übung, ohne konkreten Sinn.
So fragte er eines Tages Professor Bohne:
„Herr Professor, Sie sind doch Fachmann für Meditation. - Meditieren Sie eigentlich selbst?“
Da antwortete der Professor entrüstet:
„Aber nein doch! Wir müssen unbedingt neutral bleiben!“
Ja, die Furcht vor „Infektion“ grassierte wie eine Seuche.
Und genauso waren sie leider alle miteinander: hybride, impotente Autoritäten der Unfähigkeit. Wer unter diesen Umständen der Sache noch am gerechtesten wurde, war tatsächlich Dr. Pfeife mit seinem destruktiven Zynismus.
Eine Ausnahme allerdings gab es doch, und das war der greise Professor Ewerich, der Vorlesungen über Vergleichende Symbolik und mantische Kurse anbot: I-Ging, Tarot, Astrologie, Runen, Ifa, Kauri und so weiter. Er schien alle Orakeltechniken perfekt zu beherrschen; aber er lehnte strikt jede Bitte nach einer persönlichen Sitzung ab.
„Ihr lernt bei mir, wie man es macht. Punkt. Und orakeln könnt ihr euch gegenseitig, nach der Stunde.“

Er schien hundert Jahre alt zu sein; doch seine Augen leuchteten in unsterblicher Frische. Er war eine Quelle der Ruhe, der Überlegtheit, des Verständnisses und der Menschlichkeit und für viele der Scholaren ein Vorbild und beinahe schon so etwas wie ein Guru.
Da Professor Ewerich bei den Studenten mit Abstand am beliebtesten war und seine Veranstaltungen regelmäßig ausgebucht, wurde er von seinen Kollegen beneidet, von einigen gemieden und sogar, unter der Hand, angefeindet. - Tja ...
Ach ja, einen hätten wir fast vergessen:
Dr. Rotkod, ein fahriger Mensch, der immer hier und dort und nie bei der Sache war; Professor Silberfink hielt ihn sich als sein persönliches Faktotum. Der Doktor versuchte, sich über magische Archäologie zu habilitieren, und bot dazu auch eine Übung für die Scholaren an; aber es war es ein offenes Geheimnis, daß er es wohl nicht schaffen würde.
Außerdem war der Magischen Akademie das Museum der Magischen Künste angegliedert, welches in der Oberstadt unmittelbar unterhalb der Burg in einem uralten wuchtigen Backsteinbau untergebracht war, und sich dort über fünf Stockwerke erstreckte, für jeden Erdteil eines. Zum Museum gehörte auch die riesige Magische Bibliothek, die in den Kellergewölben untergebracht war, und in der eigentlich nichts fehlte, sofern es nicht schon vor Zeiten verloren gegangen oder vernichtet oder sonstwie abhanden gekommen war.
Leiter des Magischen Museums war der stille und bescheidene Dr. Matthäus, welcher die unzähligen Magischen Bücher, Geräte, Waffen, Kleider, Spiegel, Pülverchen und Stöffchen und sonstigen Accessoirs seiner Sammlung voller Hingabe nummerierte und katalogisierte, putzte und restaurierte und schön ordentlich in Glasvitrinen ausstellte. Hier und dort waren sogar vollständige Altäre, ganze Rituale oder andere magische Szenen aufgebaut. Er veranstaltete regelmäßig Führungen durch diese oder jene Abteilung und war von allen, Scholaren wie Dozenten, geschätzt und besonders - als notorischer Junggeselle - von den Damen sehr bewundert.
Byrd hätte gern bei ihm in der Sammlung gearbeitet, aber nein, Dr. Matthäus benötigte keine Mitarbeiter. Er hatte den Ruf des geheimnisvollen Einzelgängers, und wollte diesen wohl auch weiterhin uneingeschränkt genießen. Es lag auf der Hand, daß bei der Größe des Museums und der reichen Vielfalt der Sammlung magischer Gegenstände auch mehrere Gehilfen sich gegenseitig keine Arbeit genommen hätten. Doch bisher war jeder Bewerber (und auch jede Bewerberin) bei ihm abgeblitzt, und ausnahmslos alle hatten es versucht.
Nun aber zu den Scholaren und Scholarinnen der Magie.
Da war zuerst Viktor; schon bald hatte Byrd mit ihm Freundschaft geschlossen, ein äußerst stiller und scharfsinniger Mensch mit einer tiefen Stimme, hellen Augen und extrem langen Haaren. Er studierte im Hauptfach Sanskrit, und sein Spezialgebiet waren Geheimkulte. Ihm verdankte Byrd einen direkten und sehr differenzierten Einstieg in diese schwere Materie voller Irrtümer und Desinformationen. Von Viktor hörte er auch zum erstenmal über die Theorie der geheimen Weltgeschichte und der globalen Verschwörung. Außerdem hatte er die Unterscheidung zwischen befreienden und beherrschenden Lehren geprägt, eine fundamentale Tatsache, die im Lehrplan der Akademie allerdings nicht auftauchte, wie überhaupt das komplexe Verhältnis von Magie und Macht absolut keine Rolle spielte.
Der nächste war Ulpa, immer lachend, mit kahlgeschorenem Schädel, ein Tibetologe und Fachmann für magische Kunstgeschichte. Auch er wurde schon bald ein Freund von Byrd.
Ebenso Zoz (sprich: Schosch), mit forschem Blick, Hakennase und Vollbart sah er aus wie ein Seeräuber. Er studierte Parapsychologie und Mythologie und interessierte sich besonders für Ritualistik.
Konrad, ein ehemaliger Jesuitenzögling, erforschte die vergleichende monotheistische und polytheistische Mystik.
Sermund, lang und rothaarig, war Doktorand des Jenseitigen. Er leitete auch das Tutorium für Erstsemester.
Und dann war da noch Zenl, ein ernsthafter und sehr sachlicher, doch nichtsdestoweniger freundlicher Mensch, zehn Jahre älter als alle anderen; er studierte Alchemie als Gasthörer, während er beruflich ein erfolgreicher Wirtschaftsastrologe war.
(Bloß Feido war nur ein einfacher Psychologe, der sich hier irgendwie eingeschlichen hatte, weil er Magie „schick“ fand.)
- Nun aber erst die Scholarinnen!
Stella hatte sofort Byrds Aufmerksamkeit erregt. Sie war groß und blond und schlank und hatte strahlend blaue Augen. Ihr Fach war die magische Medizin, mit den Schwerpunkten Auristik und Angelologie. Ja, sie war selbst ein Engel und eine übersinnliche Erscheinung.
Im Gegensatz zu Jennifer, die zwar ebenfalls groß und blond war, doch mit dunklem Teint und grünen Hexenaugen. Als ob ihre üppige Figur nicht schon von Natur ausgereicht hätte, trat sie demonstrativ jedesmal in weitausgeschnittener Bluse, Minirock, Netzstrümpfen und Pöms auf. Ihr Spezialgebiet waren Zaubertränke und ihr Nebenfach die Geschichte und Organisation der Nonnenklöster.
Nussa, die die Gabe besaß, mit wenigen Worten völlig offen zu sein und ihrem Gegenüber unmittelbar vertraut, hatte langes, schwarzes Haar und schwarze Augen. Ihr Hauptfach war die Häresiologie.
Und Ynis, ein zartes, feinsinniges und lustiges Wesen, studierte Ägyptologie. Sie interessierte sich nebenbei für alle Spielarten des Tantra, obwohl sie eher wie eine unschuldige Elfe wirkte.
Insgesamt war es eine geistreiche, lebendige Clique, und man traf sich auch oft abends, privat oder irgendwo in der City. Manchmal feierte man auch eine „Magic Party“ in dem halbverwilderten Garten hinter der Magischen Akademie, wo es dann jedesmal hoch herging, mit Ritualen, Trommel- und Gesangssessions oder sonstigen ekstatischen Methoden oder Mittelchen. Besonders stimmungsvoll fand Byrd jedesmal den romantischen Pavillon, in dem man nicht nur wunderbar flirten konnte. Und ab und zu kam, als einziger der Dozenten, Professor Bohne mal für eine Stunde auf die Party und tanzte ausgelassen mit.
Ferner gab es noch eine handvoll Statisten, die sich - aus welchen Gründen auch immer - vollständig zurückhielten und auch untereinander keinen Kontakt hatten.
Die meisten Kommilitonen fanden die Veranstaltungen ebenfalls allesamt zu theoretisch und steril. Viele Paradigmen ihres Faches waren völlig ungeklärt, ebenso wie seine Zielsetzung, soweit sie über die reine Dokumentation hinausging. Und das wußten natürlich nicht nur die Scholaren.
Und so kam es, daß eines Tages, während eines Großen Kolloquiums zur Methodik der Akademischen Magie, an dem sämtliche Professoren, Dozenten und Scholaren und auch einige Gäste teilnahmen, die Lage unvermittelt eskalierte.
Dabei hatte Byrd lediglich in die Runde gefragt, ob der Magische Akademiker nicht wenigstens „arbeitstechnisch“, also vorübergehend, annehmen dürfe, die Magie sei tatsächlich eine real funktionierende Technik wie jede andere auch, und ob man unter dieser Voraussetzung nicht auch an Ritualen und sonstigen Praktiken teilnehmen könne, um so möglichst genaue Beobachtungen machen zu können.
Es war das erste und einzige Mal, daß Byrd Professor Bohne aus der Fassung geraten sah, als dieser rief:
„Aber wer garantiert Ihnen, daß Sie dabei nicht unterschwellig subjektiv beeinflußt werden und Ihre ganze Arbeit damit wertlos ist?“
„Und woher wissen Sie“, entgegnete Byrd, „daß dies nicht schon längst geschehen ist, durch unsere Sozialisation, oder auf irgendeine andere Weise?“
„Sie halten offensichtlich nicht viel vom menschlichen Verstand“, bemerkte Professor Silberfink abwertend.
„Oder meinen Sie die Seele, Byrd?“ fragte Professor Ewerich.
„Wie unterscheiden Sie denn Geist und Seele, Herr Professor?“ erkundigte sich nun Dr. Rotkod unsicher.
„Vielleicht indem man dem Geist die rationalen und der Seele die irrationalen, metaphysischen und subjektiven Eigenschaften zuordnet?“ wollte Professor Schraat wissen, freundlich, aber zurückhaltend.
„Das Selbst läßt sich nicht dividieren!“ warf Professor Hudlorp empört ein.
Nun mischte sich auch, ganz entgegen seiner Art, Dr. Matthäus vehement in die Debatte:
„Nach welchem Rezept definieren Sie denn das Wesen des Menschen?“

Mit einem Mal hatte jeder etwas zu sagen, natürlich jeder etwas anderes, und ein Streit jeder gegen jeden entbrannte. Die Lautstärke schwoll bedrohlich an, und im allgemeinen Tumult war bald kein einziges Wort mehr zu verstehen. Vereinzelt fielen Beschimpfungen, und dann kam es zu Rangeleien.
Da ertönte über allem die Stimme des Dr. habil. rer. nat. Pfeife, breit und genüßlich:
„Ha, ha, ha, die Seele als ein Geschwür, eine pathologische Störung des Ich - ein guter Gedanke, Byrd!“
So allerdings war Byrds Frage absolut nicht gemeint gewesen, und er wollte sich von Dr. Pfeifes Auffassung distanzieren. Doch dazu kam er nicht mehr.
„Verräter!“ schrie der Gastdozent für die Ethik der Magie, Leihprofessor Dr. mult. Trimbart, sprang über den Tisch und packte den Dr. habil. beim Schlips und zog ihn vom Sitz hoch.
„Aber, aber, meine Herren!“ rief Professor Silberfink schlichtend und ging ohne zu zögern dazwischen, um die beiden zu trennen. Jedoch kam man ihm schon von allen Seiten zuvor, und plötzlich schoß eine Faust aus dem Gewühl heraus und traf den ehrwürdigen, alten Extra-Ordinarius voll aufs linke Auge.

Professor Silberfink kippte um wie ein Mehlsack und regte sich nicht mehr. Man rief den Notarzt, der ihn wiederbelebte und ihn anschließend mit Blaulicht nachhause fuhr.
Das Kolloquium mußte abgebrochen werden.
Durch diesen Eklat erlangte die Magische Akademie übrigens doch noch, wenn auch nur vorübergehend, eine gewisse Bekanntheit.
Der Magische Rat aber, das höchste Gremium der Magischen Akademie, leitete ein Disziplinarverfahren gegen Byrd ein, in dem festgestellt werden sollte, ob er für die Magische Akademie noch tragbar wäre.
Und obendrein erhielt Byrd eine anonyme telephonische Drohung, in der ihn eine verstellte Stimme als „Ketzer“ beschimpfte, der „eliminiert“ gehört.
Natürlich versuchten die verschiedensten Kirchen, Sekten und andere Organisationen auch die Magische Akademie zu unterwandern, das war klar, und einige dieser Subjekte saßen sicherlich im Publikum, andere möglicherweise auf den Lehrstühlen. Besonders verdächtig waren Byrd jedoch nicht die, denen gelegentlich eine persönliche Bemerkung über die Lippen kam, sondern jene, die am eifrigsten für Sachlichkeit und „objektive“ Distanz fochten. Woher kam diese völlig unnötige, ja, kontraproduktive Doktrin, die das ganze Fach aushöhlte und eine wirklich wissenschaftliche Erforschung der Magie von Grund auf verhinderte?
‚Hier erklärt der Ignorant sich selbst zum Fachmann und den Fachmann zum Scharlatan!‘ dachte Byrd.
Irgendwann nachdem sich die Wogen wieder ein wenig geglättet hatten, erhielt er die Mitteilung vom Magischen Rat, daß das Disziplinarverfahren gegen ihn eingestellt worden war.








Gnosis


Byrd erforschte also die Magie (und auch ein bißchen die Religion) und studierte sämtliche magische und heilige Schriften der Welt, und auch - soweit aufgezeichnet - die sogenannten mündlichen Traditionen, Mythen und Sagen, und noch vieles anderes.
Eines der im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdigsten Bücher, die er dabei fand, war eine anonyme ultraheterodoxe Anthologie mit dem Titel „Das Weg ins Licht“.
Es gibt unglaublich viel rätselhafte und verblüffende Literatur. Zu den schönsten und besten Schriften jedoch gehören die buddhistischen Sutras, aller Schulen, und es lohnt sich, sie rituell zu lesen.

Allso hörte er gar wunderliche Geschichten von Heiligen und großen Meistern, die Vollkommenheit erlangt hatten und die merkwürdigsten Eigenschaften und Fähigkeiten besaßen: waren weise, allgütig, oder übermächtig. Aber das Volk glaubte nicht mehr an Wunder - hatte es doch schon zu lange keine Heiligen oder Weisen mehr gegeben. Zumindest traten sie nicht im Fernsehen auf.
Waren es wirklich nur ein paar nette Legenden, die da auf dem Papier standen?

Immer wieder fielen ihm auch Bücher der Praktizierenden Philosophie in die Hände, und natürlich probierte er einige der beschriebenen Techniken aus. Die wichtigsten Schritte hierbei waren immer der gleichen: Katharsis, Konzentration und Imagination. Außerdem bedurfte es noch ein wenig Geduld und Übung, und sieh da! - es funktionierte.
Natürlich konnte er nicht über Nacht Unmögliches vollbringen; doch ließen sich viele Dinge und vor allem Abläufe ganz einfach auf subtile Weise beeinflussen, wenn man wußte wie. Zuerst einmal wurde die Aufmerksamkeit geschärft und nicht zuletzt die Selbstwahrnehmung; denn wie überall sonst begann auch hier alles direkt auf der eigenen Türschwelle, und nicht irgendwo dort draußen in der Ferne bei den anderen. Danach wurde die Außenwelt neu definiert, und das eigene Verhältnis zu ihr ins Gleichgewicht gebracht.
Byrd gewann so die Einsicht, daß der bedeutendste konstituierende Faktor der sogenannten Realität die feste Überzeugung von irgendetwas ist, die Imagination, welche in der Lage ist, die Realität zu verändern, zu schaffen oder zu vernichten. Mithin: der Glaube hat die Berge selbst gebaut, die er versetzen will, und es ist nichts anderes als das Bewußtsein (oder auch das Nicht- bzw. Unbewußtsein), welches das Sein (oder das Nicht- bzw. Unsein) bestimmt. Damit erklärt sich auch das Phänomen, warum die meisten armen Menschen zufriedener sind als die reichen.
Daß diesen Grundmechanismus der menschlichen Psyche auch schon andere entdeckt hatten, lag natürlich auf der Hand. Aber es war erschreckend, wie sehr an unserer Wirklichkeit von dem einen oder anderen herummanipuliert wurde, besonders was als nicht-existent aus ihr herausgestrichen war.
Er hatte bald erkannt, daß irgendjemand schon seit langer Zeit massiv die freie Anwendung der Magie, inklusive des Yoga und der Meditation, und überhaupt jede Form der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung des einzelnen Menschen verhinderte, indem er alle unmittelbar wirksamen Methoden der Selbstkonditionierung schon im Vorfeld der „Erziehung“ und „Bildung“ und der gesamten Ideologie als unmöglich und widersinnig sanktionierte, als „abergläubisch“, „okkult“ und „phantastisch“ verpönte, und per gesamtgesellschaftlicher Ächtung verbot, um das individuelle und kollektive Verhalten zu beeinflussen und letztlich wohl die Entwicklung der gesamten Menschheit zu kontrollieren. - Eine gewaltige Einsicht, die Byrd erschauern ließ, als er sich deren tatsächliche Konsequenz ausmalte...
...und daß derjenige längst alle wesentlichen Institutionen der Gesellschaft unterwandert hatte, wenn nicht sogar extra zu diesem Zweck geschaffen, lag ebenso klar auf der Hand, wie die Tatsache, daß jener als Grundlage seiner Herrschaft selbst magische Techniken anwendete.
‚Seit wann mag das schon so gehen?‘ fragte er sich.
Es war erschreckend, wo überall - mehr oder weniger offensichtlich - die Spuren jener Magie zu finden waren, wenn man wußte, wonach man zu suchen hatte: in Politik, Wirtschaft, Medien, Universitäten und Schulen - überall waren die unzähligen Schmutzflecken dieser totalen Subversion verteilt. Als hätte jemand in den Ventilator geschissen. Diese schwarze Magie war mehr als an der Tagesordnung. Sie war die Luft, die alle tagaustagein atmeten. Manchmal sogar fast unverhohlen, wie zum Beispiel in der Werbung. Und immer nach dem gleichen Muster: Katharsis durch faszinierende, bunte Bilder, Konzentration durch ständige Wiederholung und Imagination durch die Suggestion „Das könntest du auch haben“ und - schwupp! materialisiert sich auf wunderbare Weise dieser bis dahin abwesende und eigentlich sowieso überflüssige Gegenstand in deiner Wohnung. Nichts als bloße Magie. Sie war sprichwörtlich allgegenwärtig und allbestimmend, und nicht nur in der Hirnen der sogenannten „normalen“ Bevölkerung, sondern genauso in denen der „oberen“ Schichten, ja, auch in denen der allerhöchsten Bosse, stellte Byrd verblüfft fest.
Niemand schien auch nur entfernt zu ahnen, was mit ihnen allen getrieben wurde, geschweige denn auf welche Weise es geschah. Wirklich niemand?
Wer steckte dahinter? Und welche Macht besaß er tatsächlich? Welche Absichten verfolgte er?
Manche munkelten von den Illuminaten, von den Insidern oder von der von der Großen Tafelrunde. Es war klar, daß es sich um eine bedeutend höhere Instanz handelte als nur der Bilderberger Konvent oder die Trilateralen Komission oder der Internationale Banken- und Handelsverein. Oder war es eine noch viel, viel höhere Instanz, so weit „oben“, daß ein Mensch sie sich nicht vorstellen kann?
In jedem Falle aber gab es mindestens schon seit der Antike in Europa und im Orient, und seit Kolumbus auch in Amerika, eine geheime spirituelle Tradition mit politisch-gesellschaftlicher Ausrichtung, die deutliche Spuren im Ablauf der Geschichte bis zum heutigen Tage hinterlassen hat, nämlich die Ideen der Toleranz, des friedlichen Zusammenlebens der Menschen und der Völker und der freien Verständigung und des gleichberechtigten Warenaustauschs zwischen ihnen. Diese Lehre fand in Europa ihre weiteste Verbreitung im Mittelalter mit den Katharern. Deren berühmtester Exponent wiederum war der Templerorden, welcher ursprünglich zwar unter päpstlicher Aufsicht entstand, sich bald aber der Kontrolle der Kirche entzog. Jene Kriegermönche gründeten, gleichwohl sie das persönliche Armutsgelübte erfüllten, die erste Weltbank, unterhielten diplomatische Beziehungen zu den Arabern und den Türken und förderten den internationalen Handel und die Wissenschaften. Die Templer betrieben eine derart radikale Friedenspolitik, und untergruben damit die Macht der Kirche, daß sie ihr schließlich zu einem Dorn im Auge, ja, einem Stachel im Fleisch wurden. Denn der Einfluß der Templer nahm für die Päpste bedrohliche Ausmaße an, während sich gleichzeitig die Lehren der Katharer rasant ausbreiteten. So vernichteten die Papisten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Templer, nachdem sie zuvor schon die Katharer in einem grausamen Kreuzzug ausgerottet hatten. Ebenso wurden sämtliche Informationen und Dokumente über die Temlper restlos beseitigt, wie auch die über die Katharer, deren Existenz sogar komplett aus den Geschichtsbüchern gestrichen wurde. Die einzigen noch erhaltenen Zeugnisse dieser großen Kultur sind, außer zahllosen, zum großen Teil beeindruckenden Ruinen geschliffener Burgen in Südfrankreich und Spanien, das Tarot, dessen Karten eine beredte Sprache sprechen, und das Parzival-Epos, in dessen Mitte der spirituelle Ritter, der edle Kämpfer für das Heil der Welt, steht.
Das Beispiel der Katharer zeigt, in welch großem Maßstabe Fakten aus der Geschichte getilgt werden können. Und sicher nicht nur die Spuren der Opfer, vielmehr und ganz besonders wohl auch die der Täter, geschweige denn die der Hintermänner.
Wer war jener „Herr der Welt“, der durch die verschiedensten Literaturen geisterte? Wer der „Erdenlenker“? Waren die beiden vielleicht miteinander identisch? Gab es jenen ominösen „Schwarzen Papst“? Und auf welcher Seite stand dieser in Wirklichkeit? Oder die „Ewige Kaiserin“?
Es schien Byrd eher unwahrscheinlich, daß es sich bei jener unbekannten Macht um eine Einzelperson handelte, welche die Fäden in der Hand hielt, sondern um eine Gruppe, möglicherweise eine uralte Dynastie. Waren es die legendären „Meister des Stabes“? Oder die sogenannten „Wächter“? Oder die ominösen „Gärtner von Eden“?
War es eine in sich geschlossene Gruppe, oder war sie offen für Aufsteiger? Oder gab es mehrere verschieden Parteien, die womöglich um bestimmte Vorränge stritten, vielleicht sogar kämpften, Kriege führten? Kriege von denen wir nichts wissen?
Und wer waren jene vorzeitlichen Rebellen wie Gilgamesch, Herakles, Prometheus, Georg, Siegfried und wie sie alle hießen oder jene der älteren Geschichte, wie Brutus, die Sikarier, die Assasinen, die mysteriösen „Richter“ und andere sogenannte Terroristen in Wahrheit?
Verblüffend ist, daß ausnahmslos sämtliche alten Tradtitionen von einem - wohl doch nicht nur rein symbolischen - Kampf zwischen dem Licht und der Finsternis sprechen, dem Krieg der Götter, der seit der Uranfangszeit der Welt auf allen Ebenen, im Himmel wie auf der Erde, mit gnadenloser Härte geführt wird, und in den, wie es aussieht, jeder von uns bis ins tiefste hineinverstrickt ist, ob er‘s wahrhaben will oder nicht.
Es geht dabei um sprichwörtlich alles oder nichts. Und nicht nur für jeden einzelnen Menschen um dessen Leib und Seele oder auch nur um die Existenz des Planeten Erde, sondern um Sein oder Nichtsein der gesamten Welt, des Universums.
Es war und blieb einfach alles unglaublich!
Aber an genauere Informationen kam er nicht heran, trotz intensivster Forschungen und Recherchen. Entweder waren die verschiedenen Weltverschwörungstheorien, auf die er bei seiner Suche stieß, nur ein „moderner Mythos“, etwas paranoid aufbereitet, oder irgendjemand war tatsächlich weitestgehend erfolgreich bei der Beseitigung von Spuren am Werke.
Wo lag die Grenze zwischen dem, was sich offensichtlich andeutete, und dem, was nur Befürchtung war, oder Gerücht oder Lüge, gezielte Desinformation? Die Richterskala des Möglichen war nach oben völlig offen, und man mußte mit allem rechnen. Nicht zuletzt aber damit, nicht nur jemandem anders, sondern sich selbst, seiner eigenen Phantasie, auf den Leim zu gehen.
Byrd beschloß jedenfalls, vorerst gar nichts von all dem zu glauben. Andererseits wollte er diese Ungereimtheiten aber auch nicht vorschnell als Unsinn abtun. Er weigerte sich instinktiv, in diesem Gewirr von Rätseln, Vermutungen und Widersprüchen, auch nur vorübergehend irgendeine Entscheidung zu fällen oder eine Position zu beziehen. Schließlich könnte es sich auch um einen kollektiven Selbstbetrug handeln, wenngleich das eher unwahrscheinlich war.
Er mußte seine Augen und Ohren weiterhin offenhalten, wie seinen Geist. Und niemand würde ihn daran hindern können, seine eigenen Erkenntnisse zu gewinnen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen, und seine eigenen Konsequenzen.
Aber wie auch immer - Tatsache war, daß von allen möglichen Seiten auf verschiedenste Weise an der Realität herummanipuliert und jeder Versuch der freien individuellen oder gar kollektiven Entwicklung zielsicher verhindert wird. Die Mittel hierzu waren in den letzten zwei, drei Generationen sehr verfeinert worden, und wurden heute wirkungsvoller denn je angewendet.
Ziel und Methode dieser totalen Kontrolle wird besonders deutlich an der inzwischen weltweit durchgesetzten Sanktionierung bewußtseinsverändernder Substanzen wie Charras, Ganja, Peyotl, Opium, kleiner Düngerling und so weiter sogar in jenen Ländern, wo sie seit Menschengedenken integraler Bestandteil der dortigen Kulturen sind und sogar als Medizin verwendet wurden, wobei sie nun noch mit wirklich gefährlichen Drogen offiziell gleichgesetzt werden, wie zum Beispiel Heroin, ganz offensichtlich mit dem Ziel, daß derjenige, der einer unerwünschten Neugier frönt, sich auf diese Weise irgendwann selber eliminieren möge, während von den gleichen vermeintlich um das Wohl der Menschheit besorgten Institutionen bestimmte schädliche, suchtbildende und vernebelnde Mittel erlaubt, verharmlost und sogar gefördert, wenn nicht sogar per sozialem Druck verordnet werden, als da unter anderem sind: Alkohol, Fernsehen, Autofahren und überhaupt jede Form sinnlosen Konsums. Ganz abgesehen von vielen äußerst dubiosen sogenannten „Medikamenten“, bei denen der Arzt zum Dealer mutiert.
Das ist alles zu absurd, um wahr zu sein. Aber gleichzeitig auch zu real, um ignoriert werden zu können. Im Gegenteil, am Beispiel der offiziellen Drogenpolitik ist ganz deutlich der Rahmen der sanktionierten Realität zu erkennen, und daß er zwar völlig willkürlich und irrational, aber nichtsdestoweniger ganz präzise abgesteckt worden ist.

Als er einzlne seiner Kommilitonen auf die Möglichkeit der Neu- und vor allem der Selbstkonditionierung durch magische Techniken ansprach, blockten sie allesamt ausnahmslos ab. Mantik und Talismane, ja, das hielten sie schön für möglich, aber richtige Magie – nein! Es war schon höchst merkwürdig, daß die Barriere sogar bei eigentlich wohlgesonnen Menschen standhielt.
Was ihn also im Augenblick am meisten interessierte, war, daß es außer ihm doch noch andere geben mußte, die wie er einfach selbst ausprobiert hatten, daß die Magie eine ganz praktische Technik ist, die funktioniert, wie jede andere Technik auch; denn es war äußerst unwahrscheinlich, daß ausgerechnet er der einzige Mensch auf Erden sein sollte, der das ganz von selbst entgegen der offiziellen Doktrin entdeckt hatte.
Wo also waren diese unbekannten Abtrünnigen?
Wie würde er sich an ihrer Stelle verhalten?
Wie hatte er sich bisher verhalten? Ja, er hatte sich von allem nichts anmerken lassen. Kein Wunder, in dieser Gesellschaft, die schon auf kleinste Abweichungen von der Norm äußerst empfindlich reagierte.
Es mußte noch jemanden wie ihn geben; aber möglicherweise würde er ihm oder ihr nie begegnen.








Fazit


Die Erkenntnis, daß man eigentlich nichts weiß von dem, was um einen vorgeht und was wirklich wichtig ist, mag auf mancheinen wie ein Schock wirken - für Byrd aber hatte sie nur eines zur Folge: er wollte, mußte, unbedingt die verborgenen Fakten und unsichtbaren Zusammenhänge der sogenannten Wirklichkeit verstehen und das Große Unbekannte erkennen. Er wußte, daß er dazu alles, jede Wahrnehmung und jede Information, so kritisch wie möglich zu prüfen und vorbehaltlos zu hinterfragen und jedes neugewonnene Wissen, und sei es noch so unglaublich und widersprüchlich, ohne den geringsten Kompromiß in sein Weltbild zu integrieren hatte, in einer gnadenlosen Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber. Er war zuversichtlich, daß die Rätsel und Widersprüche sich irgendwann ganz von selbst auflösen würden; es galt nur, seine Aufmerksamkeit zu schärfen und einen klaren Kopf zu bewahren.
Das mindeste, was er ab jetzt täglich tat, war eine morgendliche und eine abendliche kurze Meditation. Jeweils etwa zehn Minuten geistige Sammlung und konzentrierte Ruhe reichen völlig aus, um schon innerhalb weniger Wochen ganz verblüffende Ergebnisse zu erreichen. Die günstigste Zeit dazu ist direkt nach dem Aufwachen und unmittelbar vor dem Schlafengehen. In diesem Bereich zwischen den beiden Welten eröffnet sich durch die Meditation nach und nach eine scheinbar dritte Welt, von der sich jedoch später herausstellen wird, daß sie das umfassende und vereinigende Kontinuum für die vormals getrennten beiden Welten ist, das wußte er.

Natürlich veränderte sich seine Wahrnehmung durch die verschiedenen magischen Übungen und Techniken, die er erprobte. Dabei ging er grundsätzlich kein Risiko ein, das sich vermeiden ließ. Mit Offenheit und ein wenig Selbstkritik stellte sich bald ganz von selbst heraus, welche Methode für wen und wozu am besten oder auch nicht geeignet ist.
Aber allein schon das intensive Studium der magischen und okkulten Überlieferungen verändert, öffnet und vertieft die Wahrnehmung und erweitert den Horizont des Möglichen. (Selbstverständlich glaubte er nicht jeden Unsinn, der irgendwem irgendwann einmal eingefallen war.) Es war vorerst mehr eine Erweiterung der in den Details, eine Differzierung der normalen sinnlichen Wahrnehmung seiner Umgebung, seiner Mitmenschen und seiner eigenen Möglichkeiten, und erst später der Blick hinter die Kulissen.
Die Entwicklung erfolgte in kleinen Sprüngen in rascher Folge, und der Verlauf, der sich nun abzeichnete, war mehr als verblüffend, ja, manchmal beinahe beängstigend. Er begann immer häufiger, unsichtbare Dinge zu sehen, die ihm bisher verborgen geblieben waren, oder auch Verhältnisse, Wirkungen und Zusammenhänge zu erkennen, die er nie vermutet hätte.
Der Gedanke liegt nahe, daß hier nun die Versuchung groß ist, diese Fähigkeiten den anderen gegenüber zum eigenen Vorteil auszunutzen. Aber auf diese Idee kam Byrd gar nicht, im Gegenteil: er war nur daran interessiert, nicht von anderen hintergangen und übervorteilt zu werden, womöglich noch ohne es selbst zu merken und vielleicht auch noch mit eigenem Zutun in gutem, aber falschem Glauben ... - wie es mit jedem von uns immer wieder und viel zu oft geschieht.
Es war ziemlich spannend, was nun passierte, und er konnte es manchmal kaum erwarten, wie es weiterging, während es ihm gleichzeitig die Nackenhaare sträubte, wenn er sich die Implikationen ausmalte. Und er wußte, daß man dafür gar nicht genug Phantasie besitzen konnte. Bis hin zum Wahnsinn; aber dieses Risiko mußte er eingehen.
Er wußte, daß ihm gewaltige Überraschungen bevorstanden, und ab einem gewissen Zeitpunkt hatte er das Gefühl, als könne er jeden Augenblick in einer ihm ganz und gar fremden Welt erwachen, aus dem Nichts heraus, zum Beipiel mitten in der Hauptstadt eines fremden Planeten auf der zentralen Verkehrskreuzung. Oder sonstwo.
Deswegen hieß die Devise: Überblick und Geduld bewahren. Und die Formel „Gemach, Gemach, Gevatter“ wurde so zu seinem Mantra.








Elfenbein


(oder: Dahinter)


Das Übelste, was einem im Zusammenleben oder -arbeiten mit anderen Menschen passieren kann, sind Mißverständnisse des Musters: was denkt er, was ich denke, wer er denkt. Diese permanente Unterstellung kann sich schnell steigern und in autistische Wut und manischen Haß ausufern und irreparable Ausmaße annehmen.
In aller Regel ist einer der Beteiligten einer dieser notorischen Schweiger, die deshalb nie etwas sagen, weil sie immer glauben, die anderen würden selbstverständlich ihre Meinung teilen, obwohl bei ihnen keiner weiß, woran er überhaupt ist. Fatal wird die Sache allerdings, wenn der Schweiger für den anderen mitentscheidet, und zwar gegen dessen Vorstellungen, und der Schweiger sich dann - natürlich heimlich - darüber wundert, warum der andere denn so undankbar, rücksichtslos und egoistisch ist. Und selbstredend völlig unsensibel; denn wenn dann doch irgendwann ein klärendes Gespräch, ausnahmslos immer auf Initiative des Opfers, zustande kommt, so lautet der summarische Vorwurf stets: „Du gibst dir keine Mühe mich zu verstehen und verdenkst dich kein bißchen in meine Lage!“ Oder sogar: „Du ärgerst mich absichtlich!“

In eine ähnliche Situation war Byrd geraten, nur daß er nicht wußte, um welche Entscheidung es sich handeln sollte.
Klara war kurz vor ihm in die Kommune gezogen. Sie war groß, hatte dichte, braune Locken und meerblaue Augen und war ziemlich naiv.
Die ersten Tage war sie ausnehmend freundlich zu Byrd; aber schon bald schlug die Stimmung um, sie wurde zunehmend aggressiver, wenn auch versteckt, so doch für ihn deutlich spürbar, und als sie schließlich gegen ihn zu intrigieren begann, wollte er mal mit ihr reden.
Eines Abends, sie war gerade am kochen und ließ im Vorbeigehen eine handvoll Gemüse in den Kochtopf fallen, denn sie hatte es wie gewöhnlich eilig, weil sie gleichzeitig noch am Töpfern und am Spinnen war und nebenbei noch immer ihr Zimmer aufräumte - schon seit eh und je stürzte nämlich eine Lawine von Klamotten aus ihrem Kleiderschrank und ergoß sich durch den ganzen Raum -, da wurde Byrd klar, daß er keinen ruhigeren Moment finden würde, um mit zu reden, und er sprach sie endlich an:
„Was ist los, Klara? Was für ein Problem hast du mit mir?“
Sie blieb für einen Augenblick stehen, sah ihn an wie einen rotblau karierten Marsmenschen und ging dann wortlos hinaus, als hätte niemand etwas gesagt.
Als bald darauf Klara die Küche wieder betrat, breitete sich eine seltsame Glut in der Atmosphäre aus. Erst dachte Byrd, sie hätte wiedermal dem Herd über Gebühr eingeheizt; aber dann realisierte er mit Erstaunen, daß das Glühen von Klara ausging; und mit einem Mal verstand er: sie war in ihn verliebt!
Da fuhr sie ihn unvermittelt an:
„Du gießt meine Blume nicht! Sie ist dir egal, du läßt sie vertrocknen!“ Sie meinte einen Topf mit Sumpfgras, den sie ihm wenige Tage nach seinem Einzug geschenkt hatte.
„Da irrst du dich“, entgegnete er, „komm mit und überzeug dich selbst.“
„Ich hab jetzt besseres zu tun“, erwiderte sie wirsch.
Das wurde ihm jetzt doch zu bunt, und er wollte nun die Pflanze holen und sie ihr in voller Pracht zeigen. Doch irgendwie schien ihn die glühende Atmosphäre festzuhalten, und er hatte Mühe, die Küche zu verlassen.
Und als er durch den Flur nach hinten ging, stellte er verblüfft fest, daß sich die ganze Wohnung völlig verändert hatte. Die Räume waren jetzt von allen Seiten offen, so daß man von vorn bis hinten durch das ganze Haus sehen konnte. Außerdem gab es nun noch einige zusätzliche Zimmer; in einem davon saß eine fremde, dunkel gekleidete Frau, den Kopf in die Hände gesenkt, und weinte aufs bitterste. Wer war sie?
„Und wieso habe ich jetzt eigentlich ein Zimmer hier im Haupthaus?“ fragte er sich verwundert. Doch es war so. Zweifelsfrei.
Der Flur war doppelt so lang wie vorher, und auch breiter. Und viele seltsame Pflanzen wuchsen an den Wänden und rankten von der Decke. Ganz hinten vor Byrds Tür saßen Atja, die schwarze Katze, und eine Maus und unterhielten sich und scherzten und lachten mit einander.
Im Zimmer gegenüber waren Mesh und ein Fremder, den Byrd noch nie gesehen hatte, von dem er aber trotzdem wußte, daß er Wooly hieß, und der auf ihn den Eindruck machte, als sei er hier zuhause und würde schon lange hier wohnen. Sie waren in einer bierernsten Diskussion vertieft. Byrd hörte nur den Satzfetzen: „... und wer weiß eigentlich sicher, was wirklich kontrolliert werden muß?“ Aus dem Hintergrung tönte, ziemlich laut, Zappa‘s „Pojama People Special“.
Byrd wollte Atja und die Maus nicht stören und betrat vorher, dort wo zuvor die Wand gewesen, jetzt aber nichts war, sein Zimmer - und staunte. Es war riesengroß! Und es hatte einen Balkon.
„Wunderbar!“ dachte er, öffnete die Balkontür und trat hinaus.
Der Garten war verschwunden; stattdessen ging es jetzt mehrere Stockwerke tief hinab in einen gepflasterten Hof.
Vor ihm in der Luft schwebten vier schwarze Gestalten, die jede einen metallenen Schild auf dem Rücken trugen, auf dem jeweils ein verschiedenes fremdartiges, buchstabenähnliches Zeichen stand. In den Händen hielten sie merkwürdige leuchtende Stäbe, mit denen sie einander zu berühren versuchten und sich so gegenseitig zum Abstürzen brachten. Doch fingen sie jedesmal den Sturz problemlos auf, um sogleich wieder nach oben zu den anderen zurückzukehren und diesen tanzenden Streit fortzuführen. - Kämpften sie miteinander, oder war es ein Spiel?
Als Byrd nun nach oben schaute, sah er, daß ihr Bauernhaus sich in einen Wolkenkratzer verwandelt hatte; unzählige Stockwerke stiegen über ihm in den Himmel hinauf, und er konnte das Dach oder irgendein Ende nicht erkennen.
Gegenüber aber hing eine mächtige Brücke in der Luft, auf der tausende grauer Gestalten standen und sich am Geländer drängten, um das Treiben der Schwarzen gespannt zu verfolgen.
Das war doch alles zu phantastisch! Einfach unglaublich! Und Byrd wollte Mesh und Wooly holen und ihnen das Schauspiel zeigen. Aber im selben Moment wußte er, daß sie nichts anderes sehen würden als ihr altes Bauernhaus und den ruhigen, ein wenig verwilderten Garten. Und er wußte auch, daß dies nur der Anfang war; er würde von nun an immer seltsamere Dinge sehen, Dinge und Wesen, von denen er noch nie gehört hatte.
‚Es ist klar, daß ich das Problem mit Klara so nicht lösen kann‘, dachte er.








Phil‘s Frauen


Byrd hatte inzwischen fast allen Bewohnern der Kommune mindestens einmal ein I-Ging gelegt, und dabei die verschiedensten Reaktionen erlebt, manchmal sehr überraschende. Ja, das I-Ging verblüfft selbst den routiniertesten Mantiker immer wieder. Es offenbart immer die Wahrheit, meistens sogar im Klartext, aber es beantwortet auch Fragen, die nicht gestellt wurden - wenn sie wichtig sind.
Mesh zum Beispiel, der Skeptiker, hatte insgeheim den Vorsatz, das Orakel zu prüfen und dabei natürlich das Zeichen 4, Mo, die Jugendtorheit, gezogen, wo es lautet: „Belästigung. Nicht ich suche den jungen Toren, sondern der junge Tor sucht mich ...“ - seitdem nahm er, zu Byrds Erstaunen, regelmäßig seinen Dienst in Anspruch.
Dem Übersinnlichen gegenüber herrschte eine wennzwar wohlwollende und aufgeschlossene, dennoch kritische Haltung in der Kommune. Sekten und Dogmatiker waren generell verdächtig; aber man säte und erntete nach den Mondphasen, wünschelte und ähnliches.
Lediglich Phil, als Byrd ihn eines Abends in der allgemeinen Runde fragte, ob er nicht einmal ein I-Ging haben wollte, winkte ab. Als Byrd ihn näher kennenlernte, merkte er, daß Phil dergleichen für Spinnerei, Scharlatanerie und Abzockerei hielt und grundsätzlich verachtete. Die Priester sind Lügner und Betrüger und die Gläubigen armselige Idioten.
Nein, Phil war ein Sonnyboy, und er stand mit beiden Beinen fest auf dieser Erde, das Leben mit beiden Händen greifend, alles ein Spaß, nichts ein Problem, zumindestens keines, das er nicht lösen könnte. Mesh hatte Byrd erzählt, daß er nicht immer so gewesen war. Als er, frisch von der Armee weg, bei ihnen auftauchte, war er ziemlich verklemmt und kleinkariert, was sich aber bald in das diametrale Gegenteil verwandelte.
Als Byrd in die Kommune eingezogen war und die anderen so nach und nach kennenlernte, hätte er nie geglaubt, sich jemals mit einem von ihnen streiten zu können, und am allerwenigsten mit Phil. - Wie man sich doch irren konnte! Wegen einer Lappalie hätten sie sich beinahe geschlagen.
Denn auch Phil hatte seine schwache Stelle: es war das schwache Geschlecht. Er trat den Frauen gegenüber als Macho auf (die harmlose Variante) und war beliebt und begehrt. In Wirklichkeit aber betrieb er fast schon eine kultische Verehrung, so sehr widmete er sich seinen zahllosen Freundinnen mit Inbrunst und Ausdauer; ständig telephonierte er, bekam Besuch oder war unterwegs. Was das nun für Frauen waren, bekam eigentlich keiner so richtig mit. Es waren zuviele, und sie wechselten ständig; die meisten sah Byrd nur ein einziges Mal. Wie Byrd später erfuhr, ging Phil dabei sogar weit über die Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten hinaus.
Eines Abends lud Phil ihn ein, zwei seiner Freundinnen hätten vorhin angerufen und ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte in irgendeine neue Kult-Disco zu fahren, die er noch nicht kannte. „Und eine Frau reicht mir für heute“, lachte er breit.
„O.K. Warum nicht?“ sagte Byrd. Denn wenn man auf dem Lande lebt, ist man für ein wenig Abwechslung viel eher zu haben als ein Städter, um nicht zu sagen, immer zu haben.
Sie pflügten in Phil‘s goldenem Käfer-Cabrio durch den warmen Abend.
‚Klar, daß die Mädels sich gerne in dieser Kutsche herumchauffieren lassen‘, dachte Byrd.

Sie mußten endlos warten, nachdem sie geklingelt hatten. Schließlich öffnete eine der beiden, im Frotteemantel, darunter offenbar nackt und naß.
„Kommt rein, wir sitzen noch in der Badewanne“, lispelte sie, drehte sich um und begab sich auf den Rückweg.
Phil, der sich offensichtlich auskannte, folgte ihr. Und Byrd hinterher. Direkt ins Bad. Die andere saß in der Wanne und quiekte in gespielter Überraschung auf. Es war klar, daß es für sie nichts Selbstverständlicheres gab, als ihre Gäste in der Badewanne zu empfangen.
„Hi, Mädels, das ist Byrd“, sagte Phil.
„Wollt ihr auch‘n Sekt?“ fragte die erste, goß ohne die Antwort abzuwarten zwei Gläser ein, überreichte sie den beiden, ließ den Frotteemantel fallen und stieg wieder zu ihrer Freundin in die Wanne, wo sie ihre Gläser auf dem Sims stehen hatten.
„Prost.“
Dann spaßte und lachte man miteinander.
Die Situation war völlig offen. Entweder hätten sie, mit ein wenig Ausdauer, in einer Stunde in die Disco kommen können. Oder mit ein paar kleinen Ritualen zu den beiden Frauen in die Badewanne. Oder auch mit der Feststellung „ihr könnt ja nachkommen“ die Kurve kratzen, was Byrd hier am liebsten gewesen wäre.
Doch da saß Phil schon bei den beiden im Wasser. Und so sah er sich im Wohnzimmer die Plattensammlung an. Und legte „Brown Shoes Don‘t Make It“ von den Mothers auf.
Im Bad ging‘s inzwischen hoch her. Phil suchte die Seife unter den Schaumbergen, und die Mädels quiekten vergnügt.
Da klingelte es auf einmal an der Tür.
Byrd öffnete und wurde von einem Berg von einem Menschen beiseite geschoben. Der zweite war nicht viel kleiner. Sie stürmten zielstrebig ins Badezimmer.
„Du Luder!“ brüllte der Berg und riß die eine Frau aus dem Wasser und stieß sie ins Schlafzimmer. „Zieh dich sofort an!“
Irritiert fragte Phil die andere: „Ich denke, zwischen den beiden ist es aus?“
„Naja, eigentlich schon ...“
Da stand der Berg wieder im Badezimmer und dröhnte:
„Und du Fuzzi, komm raus und zeig mir mal was du zu bieten hast!“
Das war ein Fehler. Er hatte Phil voll ins Zentrum seiner männlichen Ehre getroffen. Schlagartig lief dieser rot an und sprang mit einem Satz aus der Wanne, nahm dabei die Hälfte des Wassers mit und rammte dem Berg seinen Kopf in den Bauch. Der Berg ging zu Boden. Phil packte ihn und drehte ihm die Arme auf den Rücken, schleifte ihn zur Tür und schmiß ihn die Treppe hinunter.
Auf dem Rückweg versuchte der zweite, ihn anzugreifen, hatte aber ebenfalls keine Chance und folgte dem ersten.
Phil war in Rage. Seine Schlagadern waren daumendick angeschwollen. Er sagte kein Wort und zog sich an.
In die Stille hinein meinte die andere Frau völlig unschuldig und lapidar, als wäre eben gerade überhaupt nichts geschehen:
„Kommt, laßt uns jetzt in die Disco fahren.“
Phil schwieg. Er war total drauf.
Die erste Frau, das „Luder“, war inzwischen auch wieder erschienen, mit dem Sektglas in der Hand, und lächelte unsicher.
Mit einem Male veränderte sich Byrds Wahrnehmung. Die Szene wurde grün-rot, wie ein Photo-Negativ. Phil strahlte leuchtend grün - er war der Sieger. Das „Luder“ war ein weißer Fleck, die andere kaum dunkler, beide aber irgendwie auf Phil und Byrd ausgreifend. Byrd sah sich um, und tatsächlich! - da fand er auch diesen schon ein wenig verblaßten gelblichen Tentakel, der von dem „Luder“ durch den Flur und unter der Haustür hinausführte, zu dem Berg. Ach, und da war ja noch so ein Streifen, durch‘s Fenster hinaus, nur ein wenig blasser, und da noch einer und dort noch einer.
„Kannste mich in der Stadt rauslassen?“ fragte Byrd rhetorisch und schob Phil zur Tür hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. „Die sind doch an überhaupt niemandem interessiert. Die wollen doch nur das eine, ich meine, das andere.“
Da fuhr Phil ihn mit geballten Fäusten an:
„Halt‘s Maul!“
Es war schon wieder ein Volltreffer, außerdem war er immer noch drauf, so daß Byrd vorsichtshalber nichts mehr sagte.
Übrigens - drei Tage später war Phil mit Klara zusammen, die hatte selbst genug Geld. Honeymoon. Das war Phil auch viel angenehmer.
(Moneymoon.)






 


- Fortsetzung folgt -